Tai Chi Chuan – Was ist das?
Tai Chi Chuan oder Taijiquan ist eine Bewegungskunst , die ursprünglich aus dem chinesischen Kulturkreis stammt und seit den 70er Jahren weltweit praktiziert wird. Das von uns praktizierte Tai Chi wurzelt zu etwa gleichen Teilen in chinesischer Medizin, Kampfkunst und daoistischer Philosophie.
Tai Chi als Gesundheitsübung
Die dem Tai Chi Chuan zugeschriebenen positiven Wirkungen für Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden basieren auf der Art und Weise der Bewegung. Die Bewegungen des Tai Chi Chuan werden entspannt, langsam und gleichmäßig fließend ausgeführt. Sie bilden eine feste Reihenfolge, die „Form“. Die Form ist ein Werkzeug, welches den Übenden auf seinem gesamten Tai Chi-Weg begleitet. Mit Hilfe der wiederkehrenden Bewegungen der Form kann ich an verschiedenen Aspekten arbeiten, wie z. Bsp. Haltung, Atmung, Bewegungsfluss, Ergonomik, effiziente, gelenkschonende Bewegungen,…
Mit der Zeit wird der Körper geerdeter und durchlässiger. Weniger Spannung im Körper ermöglicht eine bessere Blutzirkulation und gibt den Übenden einen „langen Atem“ – leichte, tiefe, ruhige Atemzüge werden zur zweiten Natur.
Entschleunigung und Wiederholung ermöglichen zudem einen sanften Umbauprozess und fördern eine gesunde Selbstausrichtung des Körpers. Die ungeteilte Aufmerksamkeit während des Übens erzeugt dabei eine ausgleichende harmonisierende Wirkung für den Geist.
Tai Chi Chuan als innere Kampfkunst
Welche Bewegungsweise die richtige ist, bestimmt sich im Tai Chi Chuan nach ihrer Funktion. Die Bewegungen aus der Kampfkunst sind ursprünglich als Tritte, Schläge oder Blocks konzipiert. Durch ihre Langsamkeit verlieren sie zwar das martialische Aussehen, aber nicht ihre Bedeutung für die korrekte Ausrichtung unseres Körpers.
Die im Kampfkunstaspekt angelegte Suche nach der idealen Bewegung hat viele Aspekte. Je nach persönlicher Philosophie versuchen wir den Grundsatz „form follows function“ zu verwirklichen oder die „Schönheit in der Einfachheit“ zu suchen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Tai Chi Chuan kann insofern auch als ein faszinierendes Puzzle ohne Ende betrachtet werden.
Der Kampfkunstaspekt des Tai Chi ist dabei immer eng mit dem Gesundheitsaspekt, aber auch mit dem Alltagsleben verknüpft. Im Grundsatz ist die Bewegung dieselbe – ob ich mich wieder fange, weil ich im Winter auf glatter Fläche ausrutsche oder weil mich jemand in böser Absicht schubst: wichtig ist, dass ich flexibel reagieren kann und nicht vor Schreck erstarre. Und ob ich jemanden heben will oder etwas – beispielsweise die berühmte Kiste Wasser: eine rückenfreundliche Bewegung, die aus den Beinen kommt und nicht aus dem Rücken, ist in beiden Fällen die richtige Strategie.
Ähnliches gilt für die geistige Einstellung, die Entspannung für den Kopf. Wenn ich beim Tai Chi regelmäßig abschalte, um mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, wird mir das auch in beruflichen und familiären Stresssituationen zunehmend leichter gelingen.
Tai Chi als Lebensphilosophie
Tai Chi zu üben schafft auch Gelegenheit Zeit mit sich selbst zu verbringen. Erklärungsmuster aus der chinesischen Medizin und Philosophie regen uns zum Nachdenken an, während unser Blick nach innen gelenkt wird. Manchmal bewirkt die Beschäftigung mit dem Körper und seinen Signalen, dass der Knoten im Kopf platzt – manchmal schafft eine neue Perspektive neue Handlungsmöglichkeiten und setzt unsere Kraft und Kreativität frei.
Beim Tai Chi lässt sich das Zusammenspiel von Struktur (Körper), Bewegung (Herz/Kreislauf und Gefühl) und Intention (Gehirn/Nervensystem und Verstand) aktiv erleben. Eine faszinierende (Selbst-)Erfahrung, bei der es immer neue Aspekte zu entdecken gibt.
Wohin dieser Weg dich führt? Finde es heraus!
Wir freuen uns über neue Gesichter!
Autor und Fotos: Nils Klug